germania.diplo.de: "Ich trage nach wie vor meine ehemaligen Vereine in meinem Herzen"

germania.diplo.de: "Ich trage nach wie vor meine ehemaligen Vereine in meinem Herzen"
30.08.2015

germania.diplo.de 

Nach fünf Jahren bei Dynamo Moskau spricht der Ex-Nationalspieler und Hoffenheims Neuzugang Kevin Kuranyi im Germania-Online-Interview über die Eindrücke und Erinnerungen an Russland, die er mit nach Deutschland nimmt.

Wie laufen Ihre ersten Spiele mit TSG 1899 Hoffenheim? Wie fühlt es sich in der Bundesliga nach vielen Jahren in Russland?

Es mag sich komisch anhören. Aber die Spiele laufen gut - nur die Ergebnisse lassen noch zu wünschen übrig. Aber die Siege werden noch kommen, da bin ich sicher. Unsere Mannschaft hat Potenzial, das haben wir kürzlich beim 1:2 gegen die Bayern gezeigt. Ich war sehr gerne in Russland, aber es ist auch ein schönes Gefühl wieder zu Hause zu sein und in der Bundesliga zu spielen.

- In welchen Vereinen haben Sie sich am wohlsten gefühlt?

Ich habe mich bisher bei jedem Verein sehr wohl gefühlt und möchte keine Station missen. Ich glaube das sieht man auch daran, wie lange ich bei jedem Club war. Das waren immer mindestens fünf Jahre. Und ich trage nach wie vor meine ehemaligen Vereine VfB Stuttgart Schalke 04 und Dinamo Moskau in meinem Herzen.

- Haben Sie gute Freunde in Russland gemacht? Mit wem bleiben Sie unbedingt in Kontakt?

Ich habe viele nette Menschen kennengelernt und einige sind tatsächlich zu guten Freunden geworden. Zum Beispiel Wladimir Gabulow, Alexander Kokorin oder Boris Rotenberg junior.

- Nach 5 Jahren Moskau sprechen Sie bestimmt etwas Russisch. Wie schätzen Sie eigene Sprachkenntnisse? Haben Sie Lieblingswörter und Redewendungen auf Russisch?

Meine Frau hat schon vor unserer Zeit in Moskau fließend Russisch gesprochen, was uns vieles erleichtert hat. Ich selbst habe in der Zeit die Sprache ebenfalls ein wenig gelernt, ich spreche sie nicht perfekt, kann mich aber gut verständigen. Meine Lieblingsredewendung? Wse budet charascho! Alles wird gut! Ich finde, dass passt auch ganz gut zu mir.

- Mit FK Dynamo waren Sie in Moskau zu Hause. In welchem Teil der Stadt haben Sie gewohnt? Was hat Ihnen dort gut/nicht gefallen? Welche waren Ihre Lieblingsecken in Moskau und warum?

Wir haben im Norden gewohnt, in der Nähe von Khimki, weil das Trainingsgelände von Dinamo in Nowogorsk liegt und dort außerdem eine gute Schule für meine Kinder war. Unsere Wohngegend hat mir super gefallen. Ansonsten fand ich immer wieder aufs Neue den Roten Platz überragend und beeindruckend. Nicht gefallen haben mir die vielen Staus.

- Sie waren mit Ihrem Club viel unterwegs. Welche Städte Russlands haben einen besonderen Eindruck auf Sie gemacht?

Ich fand fast alle unsere Auswärtsreisen spannend. St. Petersburg ist eine tolle Stadt, in Grosny war es sehr interessant. Und natürlich war es toll, mal nach Nowosibirsk in Sibirien zu kommen. Ebenfalls in Erinnerung bleibt mir eine Reise nach Perm, wo wir komplett im Schnee versunken sind. Ich habe unheimlich viele Eindrücke mitgenommen.

- Reisen durch Russland ist fast immer ein Abenteuer. Sie haben bestimmt ein paar interessante Geschichten zu teilen...

Oh ja, Meine Lieblingsgeschichte fand in Grosny statt. An diesen Sicherheitsscannern am Flughafen. Vor mir stand ein Mann, der vor der Kontrolle einfach seine Pistole zur Seite gelegt hat, ohne diese durch den Scanner gelaufen ist und sie danach wieder eingesteckt hat.

- Wir haben über Ihre Wohltätigkeitsaktionen gelesen, darunter über Ihre Hilfe an das Kinderkrankenhaus Nr.19 in Moskau. Planen Sie Ihre Wohltätigkeit in Deutschland fortzusetzen? Welche Projekte und Aktionen haben Sie vor?

Das kann ich noch nicht genau sagen. Ich bin erst vor Kurzem nach Hoffenheim gekommen. Bin noch dabei, meine Wohnung einzurichten und mich zu akklimatisieren. Aber sobald ich hier richtig sesshaft bin, werde ich mir darüber Gedanken machen.

- Was werden Sie in Deutschland an Russland vermissen?

Viele liebe Menschen und das russische Essen. Ich liebe vor allem Borschtsch und Piroschki.

- Und umgekehrt, was hat Ihnen in Russland gefehlt?

Meine Freunde und Verwandte.

- Wie sehen Sie Ihre Karriere in der Zukunft? Würden Sie der Nationalmannschaft wieder anschließen?

Ich glaube, die Frage stellt sich nicht mehr. Aber ich will natürlich noch einige Jahre auf hohem Niveau Fußball spielen.