Kicker: Kuranyis letzte Mission?

Kicker: Kuranyis letzte Mission?
11.01.2016

Kicker

Nach einem enttäuschenden Halbjahr in Hoffenheim denkt der Ex-Nationalstürmer über seine Zukunft nach.

Kevin Kuranyi kam glimpflich davon. Bei einem Trainingsunfall im internen Testspiel am Sonntag zog sich der Stürmer nur eine leichte Bänderdehnung im rechten Sprunggelenk zu. Eine langwierige Verletzung hätte dem 33-Jährigen auf der Zielgeraden seiner Karriere nach dieser verkorksten Hinrunde gerade noch gefehlt. "Es war eine große Enttäuschung, was wir bisher gespielt haben. Für alle, nicht nur für mich", gesteht Kuranyi, "das müssen wir so schnell wie möglich korrigieren." Der Frage, ob es gar ein Fehler war, sich für Hoffenheim zu entscheiden, weicht Kuranyi aus: "Wir haben noch fünf Monate, in denen wir alles ändern können. Um am Ende sagen zu können, okay, wir haben das Beste daraus gemacht."

Womöglich steht der Routinier gar vor seinem letzten Halbjahr als Profi? "Das muss ich mir gut überlegen. Ich komme natürlich in ein Alter, in dem man daran denkt, auch mal etwas Neues zu beginnen. Ich muss alles abwägen", schließt Kuranyi nichts aus, "ich muss abwarten, wie sich die Rückrunde entwickelt. Aber ich denke nicht, dass es Richtung Karriereende geht. Ich würde gerne noch einige Jahre spielen. Und wenn wir plötzlich einen ganz anderen Fußball spielen und ich meine Leistung steigere, kann es sein, dass es bald schon wieder ganz anders aussieht." Eines weiß Kuranyi dagegen sicher: "Ich will auf keinen Fall absteigen."

Unter Huub Stevens erkennt Kuranyi Fortschritte. "Ich denke, mit dem neuen Trainer funktioniert das. Er hat Erfahrung mit diesen Situationen, und er bringt das rein in die Köpfe, was wichtig ist. Dass es harte Arbeit ist, dass um jeden Ball gekämpft, jeder Zweikampf angenommen werden muss. Man muss im Grunde mehr als hundert Prozent geben, um unten rauszukommen. Aus dem Keller und dem Tief rauszukommen ist das Schwierigste." Das ist auch für Kuranyi noch mal eine "völlig neue Erfahrung, ich habe in meiner ganzen Karriere nie unten mitgespielt". Diese Misere endlich zu beenden, dazu will der Ex-Nationalstürmer endlich tatkräftig beitragen, "ich fühle mich deutlich besser als im Sommer". Kuranyi sehnt sich regelrecht nach einem Tor, "das wäre wie eine Befreiung". Es wäre das 162. in der Bundesliga - und das erste nach seiner Rückkehr aus Russland.

Am 2. März feiert Kevin Kuranyi seinen 34. Geburtstag, "dann beginne ich zu planen. Ich habe Zeit. Es ist nicht so, dass ich noch irgendwas hinterherrenne, das ergibt sich alles". Gedanken an die Zeit nach der Karriere hat er sich allerdings schon gemacht. "Ich bereite das schon vor. Ich denke schon, dass ich im Fußball bleibe. Vielleicht arbeite ich mit jungen Spielern als Jugendtrainer. Oder ich trainiere meinen Sohn. Das wäre doch was." Der Zehnjährige Karlo habe durchaus Talent, "mehr als der Papa auf jeden Fall", flachst Kuranyi, "und später berate ich ihn, dann bleibt alles in der Familie". Seine Lockerheit hat Kuranyi jedenfalls nicht verloren.