Kicker: "Ich bin kein Träumer"

Kicker: "Ich bin kein Träumer"
11.05.2012

Kicker

Wieder wurde es nichts mit dem ersten Titel der Profikarriere. Kevin Kuranyi (30) verlor am Mittwoch das Pokalfinale mit Dynamo Moskau durch ein Tor von Roman Eremenko 0:1 gegen Rubin Kasan. Seit zwei Jahren spielt der Ex-Schalker und Stuttgarter nun schon in Moskau und vermisst im Interview mit dem kicker die Bundesliga überhaupt nicht. Und auf die EM freut er sich vor allem als Fan, mit einer Chance als Spieler hatte er ohnehin nicht gerechnet.

kicker: Herr Kuranyi, wie groß ist die Enttäuschung?

Kevin Kuranyi: Natürlich riesig! Ein Finale spielt man schließlich nicht alle Tage. Wir waren hochmotiviert und heiß auf dieses Spiel...

kicker: ...und dann?

Kuranyi: Dann haben wir es nicht geschafft, dies auf dem Rasen rü­berzubringen. Wir haben nicht gut gespielt, Rubin war die besse­re Mannschaft mit den größeren Chancen. Die Jungs haben verdient gewonnen. Glückwunsch!

kicker: Finale verloren - dazu klappt es in der Liga wohl nicht mit dem Platz in der Königsklasse. Ist die Europa League ein Trost?

Kuranyi: Ich weiß, es fühlt sich im Moment an wie ein Trostpflaster. Aber das liegt nur daran, dass wir viel erfolgreicher waren, als es viele erwartet hatten. Wir haben lange um Platz zwei mitgespielt und auch vor dem letzten Spieltag am Sonn­tag noch eine kleine Chance auf die Champions League. Vor der Saison war Platz fünf das Ziel, das haben wir schon vorzeitig erreicht - unter dem Strich ist es eine klasse Saison.

kicker: Apropos klasse. In der Liga trafen Sie vorigen Sonntag per Fall­rückzieher gegen Lok Moskau. War es das schönste Tor Ihrer Karriere?

Kuranyi: Es war sicherlich eines meiner schönsten. Ich würde es auf eine Stufe stellen mit meinem Seitfallzieher-Tor damals für Schal­ke gegen Dortmund. Aber mir wäre es lieber gewesen, wir hätten am Sonntag gegen Lok oder jetzt im Finale gegen Rubin gewonnen.

kicker: Zuletzt lief auch Zvjezdan Misimovic zu großer Form auf.

Kuranyi: Für ihn hat es mich sehr gefreut, dass er seine Chance bekommen hat und sie nutzen konnte. Zvjezdan hatte keinen einfachen Start hier. Aber in den letzten Mo­naten ist er endgültig angekommen.

kicker: Sind Sie eigentlich froh, dass die Mammut-Saison mit 44 Spieltagen am Sonntag endlich vorbei ist?

Kuranyi: Ein bisschen freut man sich immer auf den Urlaub. Aber ich habe das Ende nicht herbeigesehnt. Zum einen, weil es viel Spaß macht, wenn man Erfolg hat. Zum anderen fühlte sich die Saison nicht wie eine Mammut-Saison an, weil wir die übliche lange Winterpause hatten.

kicker: Und nach der Sommerpause gehen Sie in Ihre dritte Saison mit Dynamo? Oder gibt es doch Heimweh nach der Bundesliga?

Kuranyi: Die Bundesliga ist eine tolle Liga. Aber Heimweh habe ich keines. Ich habe hier erst Ende des vergangenen Jahres verlängert (bis 2015, d. Red.). Hier passt alles, meine Familie ist hier, ich habe mit Dynamo Erfolg - was will ich mehr?

kicker: Haben Sie insgeheim gehofft, dass Jogi Löw doch noch anruft und Sie mitnimmt zur EURO?

Kuranyi: Nein. Ich bin doch kein Träumer. Aber ich habe mich gefreut, dass mich einige Leute gefordert haben. Ich bin bei der EM vor allem eines: Fan des deutschen Teams. Die Jungs holen den Titel.